Wildtier des Jahres 2018: Die Europäische Wildkatze 

Wildkatze im Schnee (Bild: Aconcagua, CC BY-SA 3.0)

Die Europäische Wildkatze war schon immer ein Bewohner der europäischen und vorderasiatischen Laub- und Mischwälder von der Ebene bis in die Hügelregion auf etwa 500 m NHN. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet reichte von den britischen Inseln über Mitteleuropa zu den baltischen Staaten bis weit nach Russland hinein und vom nördlichen Mittelmeerraum bis in die nördliche Türkei. Heute ist die Verbreitung der Wildkatze stark zurückgedrängt und zerteilt. In Mitteleuropa bilden die Mittelgebirgsregionen von Harz, Hessen, Nordbayern und der Pfalz einen Verbreitungsschwerpunkt. Ursächlich für diesen starken Rückgang war die illegale Jagd, der Ausbau überregionaler Verkehrswege, die engmaschige Erschließung der Wälder und die starke Frequentierung durch Erholungssuchende. Die sehr scheue Wildkatze reagierte mit Abwanderung aus vielen Biotopen.

 

Unsere heutige Hauskatze stammt von der im Nahen Osten beheimateten Falbkatze ab, die von Menschen in den frühen Ackerbaukulturen im sog. fruchtbaren Halbmond von Ostanatolien bis nach Persien bereits vor 7000 Jahren als Haustier zum Vorratsschutz gehalten wurde. Die Römer brachten sie dann im Verlaufe ihrer Eroberungszüge über die Alpen nach Mitteleuropa. Heute existieren von der Hauskatze zahlreiche Rassen und Farbschläge. Es gibt auch wildfarbene Hauskatzen und sie sind oft Anlass für Verwechslungen mit der Wildkatze. Ihr Fell besitzt eine graubraune Grundfärbung und ist dunkel und heller kontrastreich bis getigert gezeichnet. Der dunkle Aalstrich läuft über den oft undeutlich geringelten Schwanz bis an dessen Spitze. Das Fell der Wildkatze dagegen besitzt eine gleichmäßige ockerfarbene Grundfärbung mit einer nur verwaschenen dunkleren Zeichnung. Bei ihr beginnt der Aalstrich zwischen den Schultern und endet immer an der Schwanzwurzel Der Schwanz ist kontrastreich dunkel geringelt und endet immer mit einer stumpfen schwarzen Spitze. Die Wildkatze ist größer und schwerer als die Falbkatze und die meisten Hauskatzenrassen. Die Männchen wiegen bis zu 7 kg und die Weibchen etwa 5 kg. Bei der Wildkatze ist die Fellfarbe an Kehle und Bauchbereich deutlich heller. Der Nasenspiegel ist fleischfarben und unbehaart. Die Pupille ist senkrecht gestellt und die Iris besitzt eine gelbe Färbung. Kopf und Schnauzenbereich zeigen ein gedrungenes Aussehen und lange Schnurrhaare weisen sie als Nachtjäger aus. Die behaarten Ohren sind dreieckig und gut beweglich. Die Eckzähne sind lang und spitz. Sie dienen dem Festhalten und Töten der Beute. Die Backenzähne dienen dem Zerteilen der Beute. Die Wildkatze ist ein Pirsch- und Ansitzjäger, als Nahrung werden Waldmausarten ,Eidechsen und Wühlmause in der Regel am Waldboden erbeutet.

 

Die Wildkatze ist ein konsequenter Einzelgänger mit einem ausgeprägten Revierverhalten. Die Geschlechter finden nur zur Paarungszeit im zeitigen Frühjahr zusammen. Nach einer Tragzeit von ca. 65-68 Tagen werden etwa 2-3 Junge geboren. Das Wurfnest wird in Baumhöhlen, Reisighaufen, Holzstapeln oder unter Wurzeln umgefallener Bäumen eingerichtet. Das Geburtsgewicht beträgt etwa 130 g. Die Jungen öffnen nach 2 Wochen die Augen und werden 6 Wochen gesäugt, bevor sie feste Nahrung aufnehmen. Im Alter von 8 Monaten haben sie etwa das Körpergewicht der Eltern erreicht. Viele Jungtiere gehen bereits früh durch Beutegreifer verloren und auch kühl-feuchte Witterung fordert einen hohen Tribut.

 

Die Wildkatze benötigt als Biotop Laub- und Mischwälder. Baden-Württemberg besitzt nach Einschätzung der Wildbiologen im Schwarzwald, der Schwäbischen Alb, dem Odenwald, Stromberg und dem Schwäbisch-Fränkischen Wald über geeignete Biotope. Seit etwa 15 Jahren bemüht sich der öffentliche Naturschutz in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Naturschützern und privaten Naturschutzorganisationen verstärkt darum, die Wildkatze im Land wieder heimisch werden zu lassen. Hierzu werden Wanderkorridore von den bekannten Vorkommen zu den potentiellen Lebensräumen eingerichtet. Erste Nachweise gab es im Jahre 2006, heute liegen fast flächendeckende Nachweise aus den Waldgebieten des Rheintales, mit einem Verbreitungsschwerpunkt im Breisgau vor. Wenige Nachweise werden aus der Ostalb, dem Oberen Donautal und dem Landkreis Karlsruhe gemeldet. Der Nachweis erfolgt mit der sog. Lockstoffstab-Methode, d.h. auf einer etwa 1 m langen, aufrechten rauen Holzlatte wird Baldriantinktur aufgebracht, ein Lockstoff dem Wildkatzen nicht widerstehen können und sich ihrerseits intensiv an diese Latten reiben. Dabei hinterlassen sie Haare, die im Labor Aufschluss über die individuelle Herkunft der Tiere geben.

 

Zugleich wurden weitere Maßnahmen zum Schutz der Wildkatze ergriffen: Altholzbestände werden in den Landesforsten belassen, Ruhezonen wurden durch Aufhebung von Wegen und Lenkung der Besucherströme geschaffen. Strauchreiche Waldgesellschaften, das bevorzugte Jagdgebiet der Wildkatze werden gefördert und wo notwendig neu geschaffen. Ein langfristiges Projekt zeigt erste Erfolge und es ist zu hoffen, dass die Europäische Wildkatze wieder ein regelmäßiger Waldbewohner in Baden-Württemberg wird und sich eine überlebensfähige Population etablieren kann.

 

Termine

19.07.2025, 18:00 Uhr

Sommerversammlung und Grillfest der Aktiven

Vereinsheim, ORNIKA-Halle

12.09.2025

VDW-Bundestagung

Münster

17.10.2025, 19:00 Uhr

Herbstversammlung

Vereinsheim, ORNIKA-Halle

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