Baum des Jahres 2020: Die Robinie

Blüten der Robinie (Bild: 4028mdk09, CC BY 3.0)

 

Als etwa Mitte des 17. Jahrhunderts die ersten Bäume der Robinie in Frankreich als Park-und Zierbaum gepflanzt wurden, war nicht abzusehen, wie dynamisch sich diese Baumart in Europa ausbreiten würde. Bereits im 18. Jahrhundert war sie in vielen Schlossgärten, Parkanlagen und dendrologischen Sammlungen des damaligen Deutschen Reiches ein fester Bestandteil. Die älteste Robinie Deutschlands steht im Schlossgarten von Strehla (Sachsen) mit einem geschätzten Alter von 280-320 Jahren.

 

Die Robinie stammt ursprünglich aus dem Osten Nordamerikas, wo sie große zusammenhängende Bestände bildet. Als lichtbedürftige Baumart meidet sie nasse und moorige Standorte, sowie Ton- und schwere Lehmböden. Ein weitverzweigtes und tiefgründiges Wurzelwerk ist die Voraussetzung für ihre hohe Konkurrenzkraft und lässt sie auch andauernde Trockenperioden überstehen.

 

Als Pionierbaumart wird sie an Böschungen, Dämmen, Abraumhalden in Kies- und Sandgruben sowie in Bergbaunachfolgelandschaften gepflanzt. Als invasive Baumart besiedelt sie geeignete Standorte von der Ebene bis in das Hügelland und wird auch von Imkern wegen ihres Nektarreichtums gerne gesehen.

 

Die Robinie gehört zu den baumartigen Schmetterlings­blütlern, einer Pflanzenfamilie, die mit Hilfe von sogenannten Knöllchenbakterien in der Lage ist Luftstickstoff zu Nitrat umzuwandeln und damit für sich nutzbar zu machen – ein entscheidender Konkurrenzvorteil gegenüber den heimischen europäischen Baumarten.

 

Sie besitzt eine rasche Jugendentwicklung, anfangs ist ihre Rinde noch glatt und zeigt mit fortschreitendem Alter tiefer werdende Längsrisse. Die Blätter sind unpaarig gefiedert, die einzelnen Fiederblättchen sind bis 6cm lang, eiförmig und bis 3 cm breit. Ihre Oberseite ist frischgrün, die Unterseite graugrün gefärbt. Die Nebenblätter sind in der Jugend meist als Dornen ausgebildet. Etwa ab dem 10. Lebensjahr erscheinen ab Mai zusammen mit dem Laubaustrieb die weißlichen, leicht süßlich duftenden, hängenden Blütentrauben. Der nur wenige Millimeter messende Blütenkelch ist unbehaart, becherförmig verwachsen und endet in fünf kurzen 'Zipfeln. Die fünf Blütenkronblätter sind unterschiedlich groß, das größte ist helmartig ausgeformt und deckt die Einzelblüte von oben her ab. Die beiden seitlichen Kronblätter sind etwa 1 cm lang und schmal ausgeformt. Die beiden unteren sind wie die gestielten Staubbeutel in ihrem unteren Bereich miteinander verwachsen und umschließen als Röhre den etwas längeren und aufwärts gebogenen Griffel. Seine Narbe ist pinselartig ausgebildet. Landet eine Biene oder Hummel auf dieser Röhre, so senkt sich diese. Dabei wird der Pollen freigegeben und das Insekt vom Blütenpollen eingepudert. Aus dem oberständigen Fruchtknoten entwickelt sich eine braun gefärbte, glatte und mehrsamige Hülse, die sich im Herbst und folgenden Winter längs öffnet und kleine bohnenförmige Samen freigibt.

 

Das Holz der Robinie besitzt einen hohen Brennwert und ist in seiner Härte etwa mit Buche und Eiche vergleichbar. Das Splintholz ist hellgelb und das Kernholz graugrün gefärbt. Es trocknet dimensionsstabil, ist sehr verwitterungsbeständig und wird zur Herstellung von Parkett, Gartenmöbeln und Zaunpfählen ebenso verwendet wie als Schwellenbalken oder Grubenholz. In Ungarn, Bulgarien und Rumänien wird die Robinie zur Gewinnung von Gebrauchsholz plantagenmäßig angebaut.

 

In Deutschland sind zahlreiche Schutzgebiete eingerichtet worden, um einheimische Pflanzengesellschaften an Trockenstandorte mit ihrer besonderen Artzusammensetzung zu erhalten. Gerade in solche Schutzgebiete wandert die Robinie oft ein und verdrängt die ursprüngliche Flora. Hat sie sich erst einmal als Baum etabliert, so bedarf es wegen der Wurzelbrut und der geschilderten Stickstoffanreicherung im Boden eines langjährigen Pflegeaufwandes, um die Robinie wieder aus der Fläche zu beseitigen und den ursprünglichen, eigentlichen Schutzzweck wieder herzustellen.

 

Vor dem Hintergrund der Diskussion um den Klimawandel wird nach Baumarten gesucht, die den europäischen Wald zukünftig bereichern könnten. Hierfür gilt die Robinie besonders auf trockenen und warmen Standorten als Hoffnungsträger. Es wurden bereits Versuchspflanzungen angelegt.

 

Als invasive Baumart gilt die Robinie in Baden-Württemberg als eingebürgert. Infolge ihrer hohen Ausbreitungsdynamik ist es heute nicht mehr möglich, gepflanzte Bestände von den vielen "wilden" Beständen zu unterscheiden. Wegen ihrer Salz- und Immissionstoleranz wird sie heute als Allee- und Parkbaum gepflanzt. Sie ist somit die Baumart der Wahl für schwierige Bodenverhältnisse im Siedlungsbereich. Es gibt wohl kaum eine andere Baumart, die gleichermaßen Chancen und Probleme in sich vereint.

 

In Bad Schönborn findet man Robinien sowohl im Siedlungsbereich als auch an einigen Waldrändern, aber zum Glück kaum im offenen Grünland oder in den Streuobstwiesen. Ein größerer geschlossener Bestand befindet sich in Mingolsheim im Bereich der ehemaligen Bauschuttdeponie und bei den zwei benachbarten kleinen Seen.

 

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