Der Wiedehopf - Vogel des Jahres 2022

Wiedehopf am Hundeplatz in Kronau (Bild: Lorenz Haut)

 

Wie populär und geschätzt der eigenartige Wiedehopf in der Öffentlichkeit ist, ersieht man schon daran, dass der unverwechselbare Vogel 1976 schon einmal zum Vogel des Jahres gekürt wurde.

In Bad Schönborn war diese volksbekannte Vogelart über 6 Jahrzehnte aus unserer Landschaft verschwunden. Anfang der 1990er Jahre stand er in ganz Deutschland kurz vor der Ausrottung. Als er dann im Jahre 2020 zum ersten Mal wieder hier als Brutvogel auftauchte, war die Freude groß und erregte erhebliche Aufmerksamkeit in der gesamten Bevölkerung. Mit spektakulären Fotos und diversen Artikeln berichteten wir mehrfach darüber. Für uns stellte sich allerdings sofort die Frage: Kommen die Wiedehopfe nächstes Jahr wieder?

Erfreulicherweise konnte auch im Jahre 2021 die Bruthöhle in der Nähe des 1. Brutplatzes festgestellt werden. Und auch in diesem Jahr wurde er mit seinem Nachwuchs im Einzugsbereich des letztjährigen Areals beobachtet und durch das nebenstehende Foto dokumentiert,

Spannend für uns und für den Artenschutz auch wichtig, ist die Frage, wieso diese Vögel so oft in den Vorgärten und Hausgärten angetroffen werden. Mehrere diesbezügliche Beobachtungen wurden uns dieses Jahr wieder aus Mingolsheim und Kronau mitgeteilt. Einen dieser Lieblingsplätze der Wiedehopfe haben wir uns dann auch bei Familie Klauck näher angeschaut. Es ist ein nahezu quadratisches Grundstück von ca. 400 qm, ohne Büsche und Bäume, das von einem Mähroboter regelmäßig gepflegt und auch gewässert wird. Nachdem es überall sonst sehr trocken ist und die Würmer sich in tieferen Erdschichten aufhalten, ist es für uns naheliegend, dass die Wiedehopfe hier bessere Möglichkeiten haben, an Nahrung zu kommen. Den Wiedehopfen sagt dies offensichtlich zu, denn sie waren bereits im vergangenen und diesem Frühjahr, bis Anfang August, oftmals dort zu Gast.

 

Wiedehopfe mit Jungen in einem Garten (Bild: Melanie Klauck)

Nachdem der Wiedehopf dieses Jahr auch noch zum Vogel des Jahres 2022 gewählt wurde, wollen wir noch etwas näher auf diesen besonders auffälligen Vertreter unserer heimischen Vogelwelt eingehen.

 

Der Wiedehopf (Upupa epops) ist die einzige europäische von drei Arten der Familie der Wiedehopfe (Upupidae) und zählt, wie der Eisvogel und die Blauracke, zur Ordnung der Rackenvögel (Coraciiformes). Besondere Kennzeichen des Wiedehopfes sind sein langer, dünner, gebogener Schnabel sowie die aufrichtbare Federhaube. Das Körpergefieder des kurzbeinigen Vogels ist hell orange-bräunlich, Schwingen und Schwanz sind kontrastreich schwarz-weiß gebändert. Er ist zwischen 26 bis 29 cm groß. Die Spannweite knappe 50 cm. Charakteristisch ist auch sein wellenförmiger Flug. Zur Feindabwehr spritzen die Jungvögel aus der Kloake ein übelriechendes Sekret, das dem Wiedehopf im Volksmund den Beinamen „Stinkvogel“ eingebracht hat. Auch die Redewendung „Du stinkst wie ein Wiedehopf“ resultiert aus dem Verhalten. Erwachsen haben die Wiedehopfe jedoch ein sehr sauberes Gefieder. Der Balzruf besteht aus meist dreisilbigen upu-pup Lauten. Bei Erregung krächzt der Wiedehopf gedehnt und rau.


Das Beutespektrum des Wiedehopfes umfasst vor allem (Maulwurfs-)Grillen, Käfer und Engerlinge sowie größere Schmetterlingsraupen. Er erbeutet aber auch Spinnen, Asseln, Hundert- und Tausendfüßler, Regenwürmer und Schnecken. Gelegentlich zählen kleine Wirbeltiere wie Eidechsen oder junge Mäuse zu seiner Nahrung.

 

Mit aufgestellter Federhaube (Bild: Lorenz Haut)

Der Wiedehopf bevorzugt als Bruthabitat offene Landschaften warmtrockener Klimate mit kurzer, schütterer Pflanzendecke zur Bodenjagd. Geeignete Bruthöhlen wie in älteren, ausgefaulten Bäumen dürfen ebenfalls nicht fehlen.


Er sucht sich als Neststandort Höhlen aller Art, etwa in Astlöchern, Felsspalten, unter Dächern oder in Erdlöchern. Meist Anfang Mai legt er dort in der Regel fünf bis acht hell blaugraue bis grünlich graue Eier. Nach etwa 15-tägiger Bebrütung durch das Weibchen schlüpfen die Jungen, die anschließend noch etwa acht Tage lang gehudert werden und nach bis zu 30 Tagen das Nest verlassen. Anschließend werden die Jungvögel noch einige Tage mit Futter versorgt. Zweitbruten können bis Anfang Juli folgen.


Das Areal des Wiedehopfes reicht von Südwest-Europa und Nordwest-Afrika nach Osten über Vorderasien, Arabien, Sri Lanka bis Sumatra, im Norden bis in das Baltikum und ostwärts bis zum Baikalsee. Abgesehen von vereinzelten Überwinterern beziehen die Zugvögel südlich der Sahara beziehungsweise in Indien ihre Winterquartiere.

 

Die nur im Nordwesten und Norden fehlende Nominatform weist in Europa einen Gesamtbestand von mindestens 1.300.000 Brutpaaren auf, mit deutlichem Schwerpunkt in den mediterranen Ländern (vor allem Spanien, Portugal, Türkei, Ungarn) und in Russland. Der Wiedehopf kommt in fast allen Ländern Mitteleuropas vor, der Bestand ist hier jedoch auf wenige Tausend Vögel zurückgegangen. In Deutschland brüten inzwischen wieder 800 bis 900 Paare. Gezielte Schutzmaßnahmen haben regional (z.B. am südlichen Oberrhein und im Kaiserstuhl) zu einer erfreulich positiven Entwicklung geführt.


Neben klimatischen Faktoren wie feuchtkühler Witterung macht dem Wiedehopf vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft mit ihren unterschiedlichen Folgen zu schaffen. Hoher Pestizideinsatz und der Verlust von extensiv genutzten Wiesen und Weiden, die in Ackerland umgewandelt werden, zählen zu den wesentlichen Gefährdungsfaktoren. Geeignete Bruthöhlen gehen durch das Entfernen von nicht mehr ertragreichen Obstbäumen oder von älteren Feldgehölzen regelmäßig verloren, außerdem durch Sanierungsmaßnahmen älterer Gebäude (Scheunen, Ställe) und Gemäuer. Zum Schutz des Wiedehopfes ist es wichtig die verbliebenen Streuostbestände sowie Feldgehölze mit Bruthöhlen langfristig zu erhalten.

 

Im Zuge einer Extensivierung der Landwirtschaft sind reich strukturierte Wiesengebiete und Brachflächen zu fördern und zu erhalten. Der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden sollte in Brutgebieten des Wiedehopfes deutlich eingeschränkt oder ganz unterlassen werden, um ein ausreichendes Nahrungsangebot sicherzustellen.

 

Auf Nahrungssuche (Bild: Lorenz Haut)

Nisthilfen in unterschiedlicher Art werden an geeigneten Orten gerne angenommen und haben lokale Vorkommen bereits sehr positiv beeinflussen können. Um die Voraussetzungen für weitere Bruten des Wiedehopf noch zu erhöhen hat der Verein der Vogel- und Naturfreunde Bad Mingolsheim e.V. in Zusammenarbeit mit den Schülern der Franz-Josef-Mone-Schule 10 spezielle Nistkästen an potentiell geeigneten Stellen angebracht. Alle Beteiligten hoffen nun, dass bei Bedarf auch diese neugeschaffenen Brutmöglichkeiten angenommen werden. Wiedehopfe tragen kein Nistmaterial ein, daher haben wir in die Niskästen mehrere Handvoll vermodertes, natürliches Substrat eingestreut.

Weitere Infos zu Nistkästen können bei unserem Verein unter ornika@gmx.de angefordert werden.

 

Die Vorstandschaft

 

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