Reptil des Jahres 2011 - Die Mauereidechse

Mauereidechse am Trifels bei Annweiler (CNM)

 

Eidechsen sind Sonnenanbeter, bereits in den Morgenstunden liegen sie in der Sonne und tanken Energie für den Tag. Trotz ihrer geringen Größe stellt sich immer wieder der Vergleich mit den ausgestorbenen Sauriern ein.

 

Das Verbreitungsgebiet der Mauereidechse reicht von Nordspanien, Frankreich, Süddeutschland, dem Balkan und Griechenland bis an das Schwarzen Meer. Südlich der Alpen findet man sie bis Mittelitalien. In diesem Verbreitungsgebiet werden sonnige bis halbschattige, mäßig feuchte Biotope besiedelt. Hierzu zählen Regionen mit Weinbauklima, südlich exponierte Saumgesellschaften, Felswände, Blockhalden, Hänge und Kuppen mit spärlicher Vegetation. Als anpassungsfähige Art nutzt sie auch vom Menschen geschaffene Sekundärbiotope wie Trocken-mauern in Weinbergen, Schotterflächen an Straßen und Gleisanlagen. In Württemberg hat die Art ihre Verbreitungsschwerpunkte am Oberrhein, im mittleren Neckarraum sowie im Strom- und Heuchelberggebiet. Im Südschwarzwald liegt der höchste Nachweis bei etwa 500 m ü. NN. Mangels geeigneter vertikaler Biotopstrukturen, ist die Art in unserer Region fast ausschließlich an Bahnanlagen zu beobachten. In Bad Schönborn sind keine Vorkommen bekannt.

 

Die Mauereidechse erreicht eine Körperlänge von etwa 22 cm, wobei der lang ausgezogene Schwanz mehr als die Hälfte ausmacht. Der Körper ist abgeflacht, schlank und die kleinen Hautschuppen sind von grau-brauner Grundfärbung. Die Körperzeichnung ist recht variabel und auch zwischen den Geschlechtern unterschiedlich. Der Rücken des Männchens ist graubraun und deutlich gefleckt. An den Flanken verdunkelt sich die Hautfarbe. Die Kehle ist hell cremefarben bis orangerot. Die Rückenfärbung des Weibchens ist dagegen fein marmoriert und weniger kontrastreich. Kehle und Bauchbereich sind ebenfalls heller gefärbt. Charakteristisch für beide Geschlechter ist der spitz dreieckige Kopf. Die relativ langen Beine besitzen lange, mit Krallen bewehrte Zehen und ermöglichen es dem Tier, sich in seinem Biotop rasch zu bewegen. Im raschen Lauf werden die Beutetiere auch an senkrechten Wänden erwischt. Das Nahrungsspektrum umfasst verschiedene Arten von Insekten, Spinnen und Asseln.

 

männliche Mauereidechse an der Burgruine von Montségur, Südfrankreich (CNM)

 

Die Männchen zeigen ein ausgeprägtes, aggressives Revierverhalten. Nach der Paarungszeit im zeitigen Frühjahr legt das Weibchen im Frühsommer an einer besonnten Stelle 3 bis 9 weichschalige helle Eier in eine selbst gegrabene Nestmulde, die danach wieder sorgfältig verschlossen wird. Eine Brutpflege findet nicht statt. Der Schlupf der Jungtiere erfolgt 6 bis 8 Wochen später, Nach dem zweiten Lebensjahr sind die Tiere geschlechtsreif. Im Herbst suchen sich die Eidechsen frostfreie Überwinterungsmöglichkeiten in Felsnischen, Spalten oder verlassenen Mäusenestern. Bereits Ende März kann man Alttiere an milden Tagen an ihren Sonnenplätzen beobachten. Die Fressfeinde der Mauereidechse sind die recht seltene Schlingnatter sowie räuberische Kleinsäuger. Auch Rabenvögel stellen ihnen nach. Im Siedlungsbereich jagen Hauskatzen die Mauereidechse besonders in den Morgenstunden sehr erfolgreich, wenn diese noch nicht ihre „Betriebstemperatur“ erreicht haben.

 

Der Rückgang der Mauereidechse ist vorrangig auf den Verlust an geeigneten Lebensräumen zurückzuführen. Felsige Abbruchkanten an Fließgewässern fallen oft Straßenbaumaßnahmen oder Flussregulierungen zum Opfer. Sonnige Saumbiotope an besonnten Hängen verbuschen infolge von Nutzungsaufgabe und fehlender Pflegemaßnahmen. Flurbereinigungsmaßnahmen “alten Stils“ haben viele essentielle Strukturelemente in den Lebensräumen der Mauereidechse beseitigt und damit sind viele Vorkommen erloschen. In Weinbaugebieten wurden die Teilflächen vergrößert und die ehemaligen begrenzenden Stützmauern aus geschichteten Blocksteinen wurden überflüssig oder durch glatte Betonmauern ersetzt. Viele derartiger Maßnahmen haben die ehemals flächig verbreitete Art in Teilpopulationen zersplittert. Migrations-bewegungen und Genaustausch zwischen diesen isolierten Vorkommen ist heute aufgrund zu großer Distanzen kaum mehr möglich. In den Flurbereinigungs-verfahren “jüngeren Datums“ hat man diesen Einwänden Rechnung getragen und sog. Trittsteinbiotope und Wanderkorridore eingerichtet, um der Mauereidechse und anderen Tierarten Migrationsmöglichkeiten zu eröffnen. Mit der Einrichtung dieser Verbundelemente ist ein zukunftsweisender Weg beschritten worden.



Mauereidechsenpaar an der Burgruine von Montségur, Südfrankreich (CNM)

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