Insekt des Jahres 2012 - Der Hirschkäfer

Der Hirschkäfer (Bild: CNM)

Viele kennen ihn von Abbildungen aus Schulbüchern oder aus den Medien, aber nur Wenigen ist es vergönnt ihn auch in der Natur zu beobachten. Der Hirschkäfer zählt zu den größten Käferarten Europas und ist heute recht selten geworden, ja sogar in seinem Bestand bedroht.

 

Das Verbreitungsgebiet des Hirschkäfers reicht von Westeuropa bis weit in die südlichen Gebiete Russlands. Im Norden kann die Art auf den Britischen Inseln und in Südskandinavien festgestellt werden. Im Süden verläuft die Verbreitungsgrenze durch Italien und Griechenland bis in das nördliche Syrien. In diesem Gebiet werden vor allem Laubmischwälder aber auch Obstwiesen und Parkanlagen bis etwa 700 m über NN bewohnt.

 

Die männlichen Hirschkäfer sind bis zu 9 cm groß, wovon die geweihartig vergrößerten Mundwerkzeuge etwa 3 cm ausmachen. Die Weibchen sind mit 5-6 cm deutlich kleiner, zumal ihnen auch das „Geweih" fehlt. Vorne seitlich am Kopf sitzen die mehrfach gegliederten Fühler, deren Endglied gekämmt ist.Mit den seitlichen Facettenaugen nehmen die Käfer ihre Umwelt wahr. An der Unterseite befinden sich – wie bei allen Insekten – sechs Beine, welche zwar grazil erscheinen, aber doch recht kraftvoll beim Laufen und Klettern eingesetzt werden. Der Hinterleib ist von festen, glatten und kastanienbraun gefärbten Flügeldecken bedeckt. Im Flug werden diese von den darunterliegenden mehrfach gefalteten Hinterflügeln überragt, welche bis zu 8 cm Spannweite aufweisen. Die Käfer fliegen in den Sommermonaten erstaunlich gewandt, vor allem in den frühen Abendstunden.

 

Zur Nahrungssuche werden besonders alte Eichenbäume mit Stammverletzungen aufgesucht. Die dort austretenden Baumsäfte sind die bevorzugte Nahrung der erwachsenen Käfer. Die Weibchen können mit Ihren Mundwerkzeugen auch gezielt selbst solche kleinen Baumwunden erzeugen, die zum „Geweih" umfunktionierten Mundwerkzeuge der Männchen taugen dagegen nur zum Kampf mit Rivalen.

 

Die Weibchen finden sich zuerst an den Fortpflanzungsplätzen ein und locken die Männchen mit sog. Pheromonen über große Distanzen an. Treffen hier zwei Männchen aufeinander, so versuchen sie sich gegenseitig mit ihren geweihartigen Zangen zu umklammern und auszuhebeln. Nach der Paarung sucht das Weibchen alte Baumstümpfe, vermoderndes Holz oder Reisighaufen auf um mehrere Bruthöhlen zu graben und darin ihre Eier abzulegen. Nach etwa zwei Wochen schlüpfen aus den gelblich-weißen Eiern die Larven. Mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen wird das sich zersetzende Holz zerkleinert und als Nahrung aufgenommen. Gegen Ende des mehrjährigen Larvenlebens werden auch kleine Wurzeln von Gehölzen oder krautigen Pflanzen gefressen. Nach etwa 6-7 Jahren (!) sind die Larven ausgewachsen und sind dann etwa 12 cm groß. Mit ihrer weißen Haut ähneln sie den bekannten Engerlingen der Maikäfer. Die Larve wandert nun in eine Tiefe von etwa 20 cm und legt hier die etwa faustgroße sog. Puppenwiege an. Die Außenwände werden von der Larve mit der Kopfkapsel geglättet und mit einem antibakteriell wirkenden, wasserabweisenden und dennoch atmungsaktiven Sekret ausgekleidet. Nach sechs Wochen Puppenruhe schlüpft der Käfer verbleibt aber noch bis zum nächsten Frühjahr in der Puppenwiege, um sich dann bei steigenden Temperaturen an die Oberfläche zu arbeiten. Bereits nach einer Fortpflanzungssaison sterben die Käfer. Nahrungsmangel im Larvenstadium führt zu Zwergformen der Käfer, welche in ihrer Vitalität und Reproduktionsrate beeinträchtigt sind.

 

Als natürliche Feinde des Hirschkäfers sind in erster Linie Spechte, Rabenvögel und Eulen zu nennen. Wildschwein, Fuchs, Dachs und Maulwurf stellen den Larven nach.

 

Der Hirschkäfer war in Deutschland wohl noch nie wirklich häufig, heute aber ist er durchweg sehr selten und in manchen Regionen bereits ganz verschwunden. Ursache hierfür war die konsequente Umwandlung der Laubmischwälder in reine Nadelholzforste. Diese bieten aber weder den Käfern noch den Larven eine Lebensgrundlage, da beide in ihrer Ernährung auf Eichen spezialisiert sind und nur ausnahmsweise wenige andere Laubbaumarten akzeptieren.

 

Schutzbemühungen müssen also darauf abzielen, alte und brüchige Eichen so lange wie möglich zu erhalten und ausreichend Totholz im Wald zu belassen. Erfreulicherweise findet seit einigen Jahren wieder ein Umbau der reinen Fichtenwälder zu naturnahen Laubwäldern statt, so dass der Hirschkäfer hoffentlich in Zukunft wieder häufiger zu sehen ist. In Bad Schönborn kann man ihn mit ein wenig Glück in den Wäldern antreffen. Manchmal wagt sich ein Exemplar sogar in die bebaute Ortslage, wie unsere zwei Bilder zeigen.

Ein Hirschkäfer auf unserer Terrasse (Bild: CNM)

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