ORNIKA 2014

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Am 1. November (Allerheiligen) und 2. November findet die Vogelschau ORNIKA statt, welche an beiden Tagen jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet sein wird. Da die Vogel- und Naturfreunde Bad Mingolsheim 2014 ihr 50-jähriges Bestehen feiern, möchten wir die ORNIKA zum Anlass nehmen, um auf die ereignisreiche Geschichte unseres Vereins zurückzublicken.

 

Der Verein wurde am 22. Februar 1964 gegründet. An diesem Abend haben die 15 Gründungsmitglieder den Namen „Vogel- und Naturfreunde“ (VuN) festgelegt. Damit wurde den satzungsgemäßen Vereinzielen Vogelpflege und Naturschutz gleichermaßen Rechnung getragen.

Die Gründungsmitglieder 1964

Schon bei der ersten Vogelschau im Saal des Gasthauses „Zum Engel“ zeigten die Vereinsmitglieder ihre vielseitigen Ideen für solche Ausstellungen. Den Schwerpunkt bildeten europäische Vogelarten, was schon damals nicht üblich war. Die Vögel aus fast 100 Arten wurden in Käfigen gezeigt, welche die Vereinsmitglieder von zuhause mitgebracht hatten.

 

Im Sommer des folgenden Jahres beteiligte sich der Verein an den örtlichen Heimattagen mit einer umfangreichen Vogelschutz-Präsentation. Diese Heimattage waren eine einmalige Veranstaltung der Gemeinde Mingolsheim und wurden anlässlich der Verleihung des Beinamens „Bad“ durchgeführt. Winterfütterung und das Aufhängen von Nistkästen sowie entsprechende Publikationen dazu in der Zeitung und dem Ortsblatt waren weitere Aktionen des jungen Vereins.

 

Bei der zweiten Vogelausstellung 1965 konnten bereits Vereinskäfige benutzt werden, die zuvor gemeinsam gebaut und kreativ gestaltet wurden. Dabei versuchte man, neue eigene Wege zu gehen.

 

Schon im Jahr der Vereinsgründung trat der Verein dem Verband Deutscher Waldvogelpfleger (VDW) und dem Deutschen Kanarienbund (DKB) als Mitglied bei. Bereits zwei Jahre später wurde die Landesgruppentagung des VDW durch unseren Verein in Mingolsheim ausgerichtet.

Vogelkundliche Führungen gehörten von Beginn an zum alljährlichen Programm und wurden damals wie heute gerne von der Bevölkerung angenommen. Im Rahmen der Kurveranstaltungen hielten aktive Mitglieder des Vereins über mehrere Jahre regelmäßig Diavorträge zur „Vogelwelt der Heimat“.

 

Schon sehr früh erkannten die VuN, dass mit Winterfütterung und Nistkästen anbringen allein kein nachhaltiger Naturschutz betrieben werden kann. Es kam das „Traumziel“ auf, ein Vogelschutzgebiet mit anschließendem Vereinsheim und einer Vogelzuchtanlage auf eigenem Grundstück zu erstellen.

 

Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit wurde nicht zuletzt durch die Einführung eines identitätsstiftenden Emblems verbessert. Dieses zeigt einen Zaunkönig über einer Naturlandschaft. Mit diesem Wappen, das erstmals 1970 veröffentlicht wurde, hat sich der Verein ein Symbol geschaffen, welches den Vereinsnamen, nämlich „Vogel- und Naturfreunde“, in sich vereint.

 

Nach wie vor ist die alljährliche Vogelschau der Schwerpunkt des Vereinsgeschehens. Immer wieder wurden Ideen eingebracht und Umbauten vorgenommen sowie neue Vogelarten gepflegt, auch um die Attraktivität der Vogelausstellung zu erhöhen - gestützt von ständig steigenden Besucherzahlen, auch aus dem benachbarten Ausland.

Um den Wiedererkennungswert zu erhöhen, haben die VuN für ihre Vogelschau im Jahre 1971 den Namen „ORNIKA“ eingeführt. Mit dieser Wortschöpfung – abgeleitet von der Fachbezeichnung „Ornithologie“ – schuf sich der Verein ein Alleinstellungsmerkmal. Dass dies allgemeinen Anklang fand, spiegelte sich bei anderen Vogelvereinen wider, die danach ähnliche Begriffe für ihre eigene Veranstaltung kreierten. Dabei blieb es allerdings nicht. Ein Veranstalter wählte nämlich nicht einen ähnlichen Begriff, sondern das Original. Sogar der Anzeigentext der ORNIKA wurde beinahe unverändert übernommen. Das war des Guten zu viel. Die VuN gingen dagegen vor und konnten erreichen, dass diese Konkurrenz-ORNIKA abgeblasen wurde. Damit sich dieses Drama nicht wiederholt, haben die VuN den Namen „ORNIKA“ als Markenzeichen patentrechtlich schützen lassen.

 

Aus dem viel zu klein gewordenen „Engelsaal“ zog man 1972 in die örtliche Turn- und Festhalle um. Diese bot in jeder Hinsicht bessere Möglichkeiten und vor allem für die Besucher gute Anfahrtswege und großzügige Parkmöglichkeiten. Die größeren Räumlichkeiten wurden durch umfassende naturnahe Dekorationen der Volieren voll ausgenutzt und brachten der ORNIKA weitere positive Resonanzen.

 

Der Schock war groß, als aus „blauem Himmel“ die Schulturnhalle nicht mehr benutzt werden durfte, wofür hygienische sowie schulische Gründe angeführt wurden. Um das inzwischen große internationale Publikum zu halten, wurde eine Notlösung gesucht und gefunden. Es gelang zwei alte Fabrikhallen am Bahnhof anzumieten, damit die ORNIKA stattfinden konnte. Trotz größter Anstrengung war die Resonanz sowohl bei den Besuchern als auch bei den Mitgliedern nicht zufriedenstellend. Der Verein stand jetzt vor einer Zerreißprobe.

 

Es bildeten sich zwei Gruppen. Die Einen wollten weiterhin eine Vogelschau veranstalten und dafür eine eigene Ausstellungshalle bauen, die Anderen sahen die Zukunft im Bau eines Vereinsheimes und der Ausweitung des Natur- und Vogelschutzes. Immerhin hatte der Verein in den letzten Jahren mehrere Biotop-Grundstücke gekauft, die auch regelmäßig zu betreuen waren. Vom Hallenbau war diese Gruppe nicht sehr begeistert.

 

Um die gepflegte Kameradschaft zu erhalten und den Verein weiterhin voranzubringen, einigte man sich 1976 auf den Bau einer Ausstellungshalle mit Vereinsheim, Zuchtanlage und anschließendem Vogelschutzgebiet. Jetzt waren zwar alle Visionen der Aktiven in dem Vereinsvorhaben integriert, aber allen war klar, dass dies ein Mammutprojekt war, welches – wenn überhaupt – nur mit viel Engagement und persönlichen Opfern der Aktiven verwirklicht werden konnte.

 

Die Suche nach einem geeigneten Standort war mühsam, zeitaufwendig und zunächst wenig erfolgreich. In allen Himmelsrichtungen der Gemarkung wurden mögliche Plätze ausgemacht und auch wieder verworfen. Doch der Ehrgeiz und der Wille der Aktiven, dieses geplante Projekt in die Tat umzusetzen, wurde von allen Außenstehenden unterschätzt. Um den jahrelangen erfolglosen Bemühungen ein Ende zu machen und dem gesteckten Vereinsziel näher zu kommen, kaufte der Verein kurzerhand von Privatleuten geeignete Ackerflächen in Ortsnähe. Dies erfolgte ohne öffentliche Zuschüsse.

 

Wenig Geld, der Zuschuss einer Brauerei und der unbedingte Wille, eigene Räumlichkeiten zu schaffen, spornten die Aktiven zu großem Engagement an. Anfang August 1979 wurde mit dem Hallenbau begonnen. Die topographische Lage umfangreiche Erdbewegungen und Fundamentarbeiten notwendig. Bereits im Dezember war die Stahlkonstruktion erstellt und das Dach eingedeckt. Am 15.12.1979 war Richtfest. Alle Bau- und Innenarbeiten in der 15 x 35 m großen Halle wurden von den Mitgliedern in Eigenarbeit erbracht. Mit dem Baufortschritt hatte auch die Gemeinde Zutrauen zu dem noch relativ jungen, aber sehr rührigen Verein gewonnen und das Vorhaben schließlich doch mit einem Zuschuss unterstützt.

Nach vierjähriger Abstinenz fand die ORNIKA 1981 erstmals in eigener Halle statt. Dabei konnten auch gleich die neuartigen, außen liegenden „Schaufenstervolieren“ vorgestellt werden, die schon beim Rohbau berücksichtigt waren. In den Folgejahren erweiterte man die Ausstellungsfläche durch eine Volierenanlage im Freien, einen Teich mit Wiesen-Areal für Enten und Gänse sowie eine Grünfläche zur Präsentation von Greifvögeln.

 

Einzelprämierungen von Vögeln finden schon lange nicht mehr auf unserer Vogelschau statt. Es zeigte sich, dass auch Kanarien und Sittiche in geräumigen Biotopvolieren viel besser beim Publikum ankommen als in kleinen Ausstellungskäfigen. Einige Mitglieder beteiligen sich jedoch nach wie vor bei überörtlichen Kanarien-Ausstellungen mit großem Erfolg und schneiden bei den ausgeschriebenen Prämierungen stets sehr gut ab.

 

Schon immer war der Vereins bestrebt, alle ausgestellten Vögel in naturnah gestalteten Biotopvolieren zu präsentieren. Das „Eingesperrtsein“, das den Zuschauern bei vielen Vogelausstellungen durch zu starke Gitter und zu kleine Käfige vermittelt wird, sollte vermieden werden. Dies erreichte man durch die Bespannung der meisten Volieren mit dünnem Netzwerk. Die eigene Ausstellungshalle mit den teils sehr großen Ausstellungsvolieren ermöglicht auch aufwendigere feste Installationen. So sind Meerwellenanlage, Eisvogel-Tauchbecken, Bienenfresserbrutwand, Wasserfälle, Dachgiebel, Felswände oder Kirchturmgipfel feste Bestandteile der ORNIKA.

 

In vielen Punkten verließ man also ausgetretene Pfade und beschritt Neuland. Somit hob sich die ORNIKA von anderen Vogelschauen deutlich ab und setzte Maßstäbe.

Seit dem Jahr 2000 wurden für die ORNIKA alljährlich wechselnde Schwerpunktthemen ausgewählt, um das Interesse auf bestimmte Lebensräume oder Vogelgruppen zu lenken. Doch 2014 soll das 50-jährige Bestehen unseres Vereins im Mittelpunkt stehen.

 

Für die diesjährige Jubiläumsschau haben sich die Vogel- und Naturfreunde einige zusätzliche Highlights einfallen lassen. So wird erstmals in der ORNIKA-Halle eine Wasseramsel zu sehen sein. Eine Amsel kennt jeder, denn sie kommt in fast allen Gärten und Parkanlagen vor. Die Wasseramsel dagegen kennt fast niemand, denn sie ist ein recht seltener Vogel, der nur in Wassernähe, vor allem an klaren, schnell fließenden Bächen der Mittelgebirge anzutreffen ist. Die gedrungene Gestalt und der kurze, häufig gestelzte Schwanz erinnern an den Zaunkönig, mit dem sie auch verwandt ist. Als einziger Singvogel Europas kann die Wasseramsel schwimmen und tauchen. Das typische Knicksen wird gerne auf einem Stein vorgetragen, der im Bachbett liegt. Der nachgebaute Gebirgsbach auf der ORNIKA bietet eine ideale Möglichkeit, diesen eigenartigen Vogels aus nächster Nähe zu beobachten. In menschlicher Obhut ist die Wasseramsel noch seltener als im Freiland – sie wird derzeit im deutschsprachigen Raum nur vom Alpenzoo Innsbruck und höchstens einer Handvoll Privatzüchtern gepflegt.

 

Auch der kleinste Vogel Europas wird zum ersten Mal in der ORNIKA-Halle gezeigt. Die meisten Naturfreunde denken dabei an den Zaunkönig. Doch das Goldhähnchen ist noch um ein Drittel kleiner. Der Zaunkönig wiegt 9 Gramm, das Goldhähnchen nur 6. Man könnte also 3 Goldhähnchen, dem Gewicht nach, mit einem normalen Briefporto verschicken, in der ORNIKA wird es jedoch in seinem Nadelwaldbiotop anzutreffen sein. Auch der Zaunkönig, der Wappenvogel des Vereins, huscht in seiner kecken, munteren Art, flink wie eine Maus durch das Baumwurzel-Gewirr. Auf der ORNIKA kann man beide in ihrer sehr unterschiedlichen Verhaltensweise, vergleichen.

 

Obwohl der Schwerpunkt der ORNIKA schon immer auf den europäischen Vogelarten lag, wurden stets auch exotische Vögel präsentiert. So wird in diesem Jahr unsere größte Ausstellungsvoliere in ein weiträumiges Urwaldbiotop verwandelt. Ein etwa 3 Meter hoher Wasserfall umrahmt von fremdländischen Laubgewächsen und zahlreichen Blütenpflanzen wird zur Bühne für eine bunte Vogelschar aus Glanzstaren, Turakos und Wasservögeln. Vor allem aus Afrika und Asien waren früher viele farbenprächtige Vogelarten regelmäßig im Zootierhandel erhältlich und daher bei den Vogelliebhabern zahlreicher vertreten als heimische Arten, die schon länger aus Gründen des Artenschutzes nicht mehr der Natur entnommen werden dürfen. Da die EU wegen der Vogelgrippe im Jahr 2005 ein Importverbot für Vögel erlassen hat, das bis heute gilt, können auch exotische Vögel nur durch regelmäßige Nachzucht in den Volieren erhalten werden.

 

In den weiteren naturnah gestalteten Biotopvolieren geben sonst kaum anzutreffende Arten wie z.B. Eisvogel, Wiedehopf, Nachtigall oder Pirol nähere Eindrücke in ihren in der Natur immer mehr bedrohten Lebensraum.

 

Der exotisch anmutende Bienenfresser wird oftmals als Musterbeispiel für Gewinner der globalen Klimaerwärmung angeführt. Nachdem er bereits in früheren Jahrhunderten immer wieder vom Mittelmeerraum aus nach Norden vorgedrungen war, hat er sich erst in den letzten 20 Jahren an den wärmsten Orten Deutschlands als Brutvogel etabliert, so z.B. am Kaiserstuhl und in der Vorderpfalz, aber auch bei Wiesloch haben schon mehrere Bruten stattgefunden. Auf der ORNIKA ist der Bienenfresser vor der eindrucksvoll nachgebildeten Abbruchkante einer Sandgrube zu bestaunen.

 

Die ORNIKA ist das Schaufenster des Vereins um die Schönheit und Vielfalt der Vogelwelt und deren häufig bedrohten Lebensräume dem Besucher nahe zu bringen sowie die Öffentlichkeit für den Natur- und Artenschutz zu animieren. Denn wer soll die Vögel noch schützen, wenn sie niemand mehr kennt? Schon der berühmte Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Prof. Dr. Konrad Lorenz stellte fest: „Man liebt nur, was man kennt. Und man schützt nur, was man liebt.“

 

Die Jubiläumsvogelschau ORNIKA 2014 ist am Samstag, dem 1. November, und am Sonntag, dem 2. November, jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Im Vereinsheim der ORNIKA-Halle werden verschiedene Getränke sowie Kaffee und Kuchen angeboten.

 
Die Vogel- und Naturfreunde laden Sie herzlich ein!

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Kontakt

Verein der Vogel- u. Naturfreunde

Bad Mingolsheim e.V.

1. Vorstand Bertold Stahl

Ewald-Renz-Str. 17

76669 Bad Schönborn

 

Schreiben Sie uns an ornika@gmx.de

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