Vogelkundliche Wanderung an Himmelfahrt
An Christi Himmelfahrt hatten die Vogel- und Naturfreunde zur traditionellen vogelkundlichen Wanderung eingeladen. So fand sich morgens um 7 Uhr bei schönstem Vatertagswetter eine Gruppe von Naturinteressierten am Marktplatz ein. Unter der fachkundigen Leitung von Herbert Geitner ging es zunächst in Richtung Kurgebiet. Auf dem Weg dorthin konnten Hausrotschwanz, Amseln, Mauersegler, Ringeltauben und Haussperlinge beobachtet werden. Vor dem Haus des Gastes war nur knapp über den Köpfen in einem niedrigen Baum ein Taubennest zu sehen. Typisch für Tauben ist die leichte Bauweise, welche von unten betrachtet durch das Nest hindurch blicken lässt.
In einem anderen Baum war das Nest von Rabenkrähen auszumachen. Im Gegensatz zu Saatkrähen bilden sie keine Brutkolonien. Neben guten Sängern wie Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen und Buchfink meldeten sich bald auch die Halsbandsittiche mit ihren durchdringenden Rufen zu Wort. An Farbenpracht noch überboten wird diese Papageienart vom Stieglitz. Warum dieser so bunt ist, erklärte Anna, die jüngste Teilnehmerin der Wanderung, anhand einer Fabel. Regelmäßig brüten im Kurpark mehrere Paare der Wacholderdrossel, im restlichen Gemeindegebiet sind sie dagegen kaum anzutreffen.
Am See angelangt fiel zunächst eine sehr zutrauliche Kanadagans auf. Doch am Ufer war auch eine Familie von Teichhühnern mit wenige Tage alten Jungen zu beobachten.
Begleitet vom Gesang von Zilpzalp, Star und Grünling ging es weiter am Thermarium vorbei in Richtung Ortsrand. Bis dahin konnten bereits 22 Vogelarten registriert werden. Bei den Pferdeweiden erfreuten uns mehrere Rauchschwalben. Diese Kulturfolger bauen ihre Nester typischerweise innerhalb von Vieh- oder Pferdeställen. Aus den hohen Bäumen am Bach war der melodiöse Gesang eines Pirols zu hören. Diese auch als Goldamsel oder Pfingstvogel bezeichnete Art ist zwar sehr auffällig gefärbt aber dennoch schwer zu erblicken, da sie die Wipfel der Bäume kaum verlässt. Ebenso eher zu hören als zu sehen ist die Nachtigall, die kurz darauf ihren bekannten Gesang darbot.
Den Ruf eines Kuckucks noch im Ohr erreichte man bald den ersten Acker, wo eine Bachstelze zu sehen war. Wenig später machte ein singender Gartenrotschwanz auf sich aufmerksam. Er trug seinen Gesang von der Spitze eines Baumes aus vor, an dessen Stamm auch ein Gartenbaumläufer zu sehen war. Derselbe Baum wartete noch mit dem ornithologischen Highlight des Tages auf: Ein Baumpieper genoss die Morgensonne und ließ sich gut betrachten, seinen charakteristischen Singflug wollte er aber nicht zeigen. Diese seltene Vogelart konnte das erste Mal seit über zehn Jahren wieder auf einer unserer Wanderungen beobachtet werden.
Die Flugbilder von Rotmilan, Schwarzmilan und Mäusebussard konnten gut verglichen werden, da sie kurz nacheinander am Himmel zu sehen waren.
In den Streuobstwiesen konnten mehrere Buntspechte gesichtet werden. Gartengrasmücke und Wendehals ließen sich zwar nicht sehen, konnten aber anhand ihrer Stimme nachgewiesen werden.
Während der Wanderung wurden insgesamt folgende 42 Vogelarten festgestellt:
Amsel
Bachstelze
Baumpieper
Blaumeise
Buchfink
Buntspecht
Elster
Fasan
Gartenbaumläufer
Gartengrasmücke
Gartenrotschwanz
Girlitz
Graureiher
Grünfink
Halsbandsittich
Hausrotschwanz
Haussperling
Kanadagans
Kohlmeise
Kuckuck
Lachmöwe
Mauersegler
Mäusebussard
Mönchsgrasmücke
Nachtigall
Pirol
Rabenkrähe
Rauchschwalbe
Ringeltaube
Rotkehlchen
Rotmilan
Schwarzmilan
Singdrossel
Star
Stieglitz
Stockente
Türkentaube
Wacholderdrossel
Weißstorch
Wendehals
Zaunkönig
Zilpzalp
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wanderung und hoffen auf ein Wiedersehen bei nächster Gelegenheit.
Die Vorstandschaft
Wildbiene 2024 – die Blauschwarze Holzbiene
Eine auffällige schwarzblaue Wildbiene, etwa in der Größe einer Hummel, fliegt mit einem vernehmbaren Summen von einer Blüte zur nächsten. Der ganze Körper ist von schwarzen Haaren bedeckt. Sie ist zwar groß aber völlig friedfertig.
Die Gattung der Holzbienen ist in den Tropen mit zahlreichen Arten vertreten. In Mitteleuropa finden wir nur drei davon, alle sind selten. Die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) – auch Große oder Violette Holzbiene genannt - ist die häufigste dieser drei Arten. Sie besiedelt in Deutschland insbesondere das Rheintal bis an den Niederrhein, das Einzugsgebiet des Neckars mit seinen Nebenflüssen und das untere Maintal bis Würzburg. Genutzt werden warme, strukturreiche Biotope von der Ebene bis ins Hügelland. Sie erreicht in Mitteleuropa die Nordwestgrenze ihres Verbreitungsgebietes und ist eine der wenigen Wildbienenarten, die sich immer weiter ausbreitet. Das Hauptverbreitungsgebiet ist der östliche Mittelmeerraum. Als auffällige Art und Sympathieträgerin ist die Blauschwarze Holzbiene eine gute Botschafterin für viele unscheinbare Insektenarten mit ähnlichen Ansprüchen. Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass sie vom Arbeitskreis Wildbienen-Kataster zur Wildbiene des Jahres gewählt wurde.
Die Holzbiene steht unter Naturschutz. Sie benötigt als Brutplatz Totholz, das sich am Beginn der Zersetzung befindet. Außerdem sollte es möglichst besonnt und trocken sein, damit es sich gut erwärmen kann. Diese Eigenschaften erfüllt vor allem stehendes Totholz, wie z. B. der noch stehende Stamm eines abgestorbenen Baumes. In diese Strukturen werden horizontale und vertikale Gänge genagt, an deren Ende die Brutzellen angelegt werden. Jede einzelne Brutzelle misst etwa 2 cm und wird mit einem Gemisch aus Pollen und Nektar ausgestattet und mit je einem Ei versehen. Anschließend verschließt das Weibchen die Brutzelle mit einer Querwand aus Holzspänen und dem eigenen Drüsensekret. Brutzellen werden während des ganzen Sommers angelegt. Die Entwicklung vom Ei zur Larve und Puppe bis zum fertigen Insekt dauert etwa 8-10 Wochen. Die Jungbienen schlüpfen noch im diesjährigen Herbst und überwintern in frostfreien Verstecken. Im nächsten Frühling beginnt die Flugzeit mit der Paarungszeit, danach schreitet das Weibchen zum Brutgeschäft. Nach den milden Wintern der letzten Jahre konnten die ersten Exemplare bereits im Februar beobachtet werden. Bei der Nahrungssuche werden bevorzugt die Blüten von Lippenblütlern und Hülsenfruchtarten aufgesucht. In Gärten scheint Blauregen die Holzbienen besonders anzuziehen.
Wie oben beschrieben haben Totholzstrukturen für die Anlage der Brutzellen eine besondere Bedeutung. Das Belassen von abgestorbenen Bäumen in unseren Gärten, Parks und Streuobstbeständen fördert nicht nur die Holzbienen, sondern viele weitere Insektenarten. Aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht werden zwar oftmals Äste entfernt werden müssen. Wenn aber zumindest der Stamm noch stehen bleiben darf, kann er für viele Jahre eine wertvolle Lebensstätte sein. Darüber hinaus profitiert die Holzbiene von Ackerrandstreifen und blütenreichen Säumen als Wanderkorridore. Artenreich blühende Gärten helfen nicht nur der Holzbiene, sondern noch vielen weiteren Wildbienen und Schmetterlingen.
In Baden-Württemberg findet die Violette Holzbiene in den verbliebenen Streuobstbeständen noch ausreichend Brutbäume. In Bad Schönborn kann man sie vor allem in den Obstwiesen, an sonnigen Waldrändern aber auch in naturnahen Gärten beobachten.
Die Vorstandschaft
Termine
03.05.2024, 19:00 Uhr
Jahreshauptversammlung
Vereinsheim, ORNIKA-Halle
09.05.2024, 07:00 Uhr
Vogelkundliche Wanderung
Treffpunkt: Marktplatz Mingolsheim
Kontakt
Verein der Vogel- u. Naturfreunde
Bad Mingolsheim e.V.
1. Vorstand Bertold Stahl
Ewald-Renz-Str. 17
76669 Bad Schönborn