Vogelkundliche Wanderung an Himmelfahrt

Erpel der Schnatterente (Bild: Klaus-Peter Frühauf)

 

An Christi Himmelfahrt hatten die Vogel- und Naturfreunde zur traditionellen vogelkundlichen Morgenwanderung eingeladen. Das Ziel war diesmal ein wahres Wasservogel-Eldorado - die Wagbachniederung zwischen Waghäusel und Oberhausen.

 

Morgens um 7 Uhr fand sich eine Gruppe von Teilnehmenden am Marktplatz ein, in der alle Altersgruppen vertreten waren. Unser Naturschutzwart Herbert Geitner leitete die Wanderung und erläuterte zunächst eine wenig bekannte Verbindung zwischen unserem Heimtort und der Wagbachniederung: Das Geburtshaus des Universalgelehrten Franz Josef Mone steht in der Monestraße 1. Er war als Präsident der "Badischen Gesellschaft für Zuckerfabrikation" maßgeblich an der Gründung der Zuckerfabrik Waghäusel im Jahr 1836 beteiligt. Für die Zuckerfabrik wurden später zahlreiche Absetzteiche geschaffen, um die großen Mengen an Abwasser zu entsorgen. Diese Teiche bilden heute einen Gewässerkomplex, der in unserer Region einmalig ist und die größten Schilfbestände im nördlichen Baden-Württemberg aufweist.

 

Von Mingolsheim ging es also in Fahrgemeinschaften nach Waghäusel. Die dortige Wallfahrtskirche ist der perfekte Ausgangspunkt zur Erkundung des angrenzenden Naturschutzgebiets.

 

Auch die Jüngsten hatten einiges zu entdecken (CM)

 

Auf dem Weg zu den Wasserflächen konnten bereits etliche Arten beobachtet werden. Neben Turmfalke, Haussperling, Ringel- und Türkentaube waren verschiedene Rabenvögel wie Elster, Dohle und Rabenkrähe zu sehen. Aus den zahlreichen Büschen und Bäumen sangen mehrere Nachtigallen, Mönchsgrasmücken und Zilpzalpe. 

 

Auf einer Ackerfläche konnten die ersten Kiebitze gesehen werden. Die Brutbestände des Kiebitz haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch abgenommen, aber hier scheint er erfreulicherweise noch zu brüten.

 

Das erste größere Gewässer war überwiegend von Schnatter-, Kolben- und Tafelenten bevölkert. Daneben konnten aber noch Blässhühner, Haubentaucher und einige Höckerschwäne gesichtet werden. Einige Schritte weiter zeigte sich völlig unerwartet ein Schwarzspecht, der eigentlich in Buchenhochwäldern lebt.

 

 

Kurz darauf erwartete uns ein echtes Highlight: Eine Gruppe von drei Flussregenpfeifern war auf einer Schotterfläche zu beobachten. Diese kleine Watvogelart brütete ursprünglich auf kahlen Kiesinseln im Rhein, die früher bei jedem Hochwasser neu entstanden. Da es solche Kiesinseln heute kaum noch gibt, musste der Flussregenpfeifer auf Ersatzlebensräume wie Kieswerke und Flachdächer umsiedeln. 

 

Schon von weitem zu hören war eine Brutkolonie von Lachmöwen. Es handelt sich hierbei um eine Möwenart, die regelmäßig im Binnenland brütet. Auf Nahrungssuche können Lachmöwen auch in Bad Schönborn immer wieder beobachtet werden.  In der Nähe war ein Nest des Purpurreihers zu sehen, in welchem ein Elternvogel auf sein Junges aufpasste. Diese seltene Vogelart brütet in Deutschland nur an wenigen Orten und die Wagbachniederung gilt als eine der besten Beobachtungsstellen überhaupt. Auch Zwergtaucher zeigten sich an diesem Gewässer. Sie sind verwandt mit dem bekannteren Haubentaucher, aber kaum halb so groß wie dieser.

 

Eine Charakterart der Wagbachniederung ist das Blaukehlchen, das hier eines seiner größten Brutvorkommen Deutschlands hat. Erfreulichweise konnten wir einige Exemplare beobachten. Kanada-, Nil- und Graugänse führten bereits Junge. Auffallend viele Kuckucke waren zu hören und zu sehen. Im weiteren Verlauf zeigten sich noch weitere Arten, die nicht überall vorkommen - beispielsweise Rohrweihe, Neuntöter, Rohrammer, Bartmeise und Turteltaube. Während der rund vierstündigen Exkursion konnten insgesamt 52 Vogelarten festgestellt werden.

 

Liste der beobachteten Vogelarten:

Amsel

Blässhuhn

Blaukehlchen

Blaumeise

Buntspecht

Dohle

Eichelhäher

Eisvogel

Elster

Feldschwirl

Flussregenpfeifer

Gartengrasmücke

Graugans

Graureiher

Grünfink

Haubentaucher

Haussperling

Heckenbraunelle

Höckerschwan

Kanadagans

Kiebitz

Kohlmeise

Kolbenente

Kormoran

Kuckuck

Lachmöwe

Mauersegler

Mönchgrasmücke

Nachtigall

Neuntöter

Nilgans

Purpurreiher

Rabenkrähe

Reiherente

Ringeltaube

Rohrammer

Rohrweihe

Rostgans

Schilfrohrsänger

Schnatterente

Schwarzspecht

Star

Stieglitz

Stockente

Tafelente

Teichrohrsänger

Türkentaube

Turmfalke

Turteltaube

Weißstorch

Zilpzalp

Zwergtaucher

 

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wanderung und hoffen auf ein Wiedersehen bei nächster Gelegenheit. Ein besonderer Dank gilt Klaus-Peter Frühauf für die eindrucksvollen, bereitgestellten Bilder.

 

Die Vorstandschaft

 

 

Vogel des Jahres 2025: Der Hausrotschwanz

Männlicher Hausrotschwanz (Bild: Lorenz Haut)

Seit 1971 kürt der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) alljährlich den Vogel des Jahres. Diese Ehre wird meist seltenen und bedrohten Vogelarten zuteil, um über ihre Gefährdung und Schutzmaßnahmen zu informieren. In den letzten Jahren haben es aber hin und wieder häufigere Vogelarten ins Rampenlicht geschafft – so auch in diesem Jahr.

 

Den Hausrotschwanz kann man heute fast überall in unseren Dörfern und Städten antreffen. Eigentlich ist er ein Bewohner von felsigen und schütter bewachsenen Gebieten – bis in die Gipfelregionen der Alpen. Aber er nutzt schon lange menschliche Siedlungen als Ersatzlebensraum und hat sein Verbreitungsgebiet damit deutlich erweitern können.

 

Hausrotschwänze werden etwa 13 bis 15 cm groß und zählen zu den Singvögeln. Männchen sind am Rücken grau sowie im Gesicht und an der Brust schwarz gefärbt. Weibchen und junge Männchen sind am ganzen Körper eher graubraun. Der Schwanz weist immer die namensgebende rostrote Färbung auf. Am Flügel erkennt man bei den Männchen ein weißes Flügelfeld. Der Hausrotschwanz kann mit dem ähnlichen, aber selteneren Gartenrotschwanz verwechselt werden. Dieser ist zumindest bei den männlichen Tieren gut an der orange gefärbten Brust und der weißen Stirn zu erkennen. Die weiblichen Tieren unterscheiden sich durch einen etwas wärmeren, helleren Farbton von denen des Hausrotschwanzes.

 

Der typische weiße Flügespiegel ist hier gut erkennbar (Bild: Lorenz Haut)

Hausrotschwänze sind sehr aktiv und fast den ganzen Tag mit der Nahrungssuche beschäftigt. Charakteristisch sind die aufrechte Haltung, das ständige Schwanzwippen und häufige Knicksen mit den Beinen. Der unverwechselbare Gesang wird im Frühjahr meist schon früh am Morgen von Hausgiebeln aus laut vorgetragen. Er besteht aus drei Strophen, wovon die mittlere besonders markant ist: sie wirkt kratzend und erinnert fast an ein mechanisches Geräusch.

 

Im Herbst ziehen Hausrotschwänze in den Mittelmeerraum und in den Nahen Osten, wo sie überwintern. Im Frühling kehren sie in die Brutgebiete zurück. In den letzten Jahren kann beobachtet werden, dass einzelne Vögel auch im Winter bei uns bleiben. Als Winterquartier dienen dann große Lagerhallen oder landwirtschaftliche Anwesen mit Viehhaltung. Dort kann der Hausrotschwanz auch im Winter Nahrung finden, die aus Insekten, Spinnen und anderen Kerbtieren besteht. Nur selten werden Beeren verzehrt, Sämereien oder andere pflanzliche Nahrung dagegen überhaupt nicht.

 

Zwar wird der Hausrotschwanz als ungefährdet eingestuft, ist aber trotzdem wie alle heimischen Vogelarten gesetzlich geschützt. Das Nest wird in Höhlen, Felsspalten oder Gebäudenischen gebaut. Übersichtliche, offene Gebiete werden bevorzugt – dichte Gehölzbestände dagegen gemieden. An neueren Gebäuden finden die Vögel kaum noch geeignete Stellen für den Nestbau. Bei der Modernisierung von Gebäuden werden nicht nur solche Nischen beseitigt, sondern hin und wieder sogar Nester samt Eiern oder Jungvögeln entfernt. Dies stellt einen Verstoß gegen geltendes Naturschutzrecht dar und ist zu unterlassen. Wer dem Hausrotschwanz helfen möchte, kann an einer geschützten Hauswand einen sogenannten Halbhöhlenkasten anbringen. Im Gegensatz zu vielen anderen Nistkästen ist er vorne etwa zur Hälfte offen und kann auch von Arten wie Zaunkönig oder Grauschnäpper genutzt werden. Darüber hinaus fördern naturnahe und insektenfreundliche Gärten nicht nur den Hausrotschwanz, sondern auch viele andere Tierarten.

 

Die Vorstandschaft

 

 

Termine

19.07.2025, 18:00 Uhr

Sommerversammlung und Grillfest der Aktiven

Vereinsheim, ORNIKA-Halle

12.09.2025

VDW-Bundestagung

Münster

17.10.2025, 19:00 Uhr

Herbstversammlung

Vereinsheim, ORNIKA-Halle

Aktueller Vereinsflyer
Flyer VuN.pdf
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Kontakt

Verein der Vogel- u. Naturfreunde

Bad Mingolsheim e.V.

1. Vorstand Bertold Stahl

Ewald-Renz-Str. 17

76669 Bad Schönborn

 

Schreiben Sie uns an ornika@gmx.de

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