Wildtier des Jahres 2014 - Der Wisent

Ursprünglich war der Wisent in ganz Europa heimisch und sein damaliges Verbreitungsgebiet reichte bis weit nach Westsibirien hinein und bis an die Vorberge des Kaukasus. Fortschreitende Besiedelung seines Lebensraumes durch den Menschen und unkontrollierte Bejagung ließen seine Bestände kontinuierlich dahinschmelzen bis fast an den Rand der Ausrottung.

 

Der Wisent ist das größte Landsäugetier Europas. Der Wisentbulle erreicht etwa eine Tonne Lebendgewicht, eine Wideristhöhe von 2 m und eine Rumpflänge bis zu 3 m. Das weibliche Tier ist deutlich kleiner und leichter. Die Fellfarbe ist ein stumpfes Kastanienbraun. Der Kopf ist breit und besitzt einen Kinnbart. Beide Geschlechter tragen sichelförmige, leicht nach vorne gerichtete kurze Hörner. Trotz seines hohen Körpergewichtes ist das Tier sehr beweglich und kann Geschwindigkeiten bis etwa 60 km/h erreichen.

 

Der nächste Verwandte des Wisents ist der etwas größere Bison in Nordamerika. Beide Arten haben einen gemeinsamen Ursprung. Ihr Stammbaum beginnt mit einem heute ausgestorbenen Wildrind in Indien im Erdzeitalter des Pleistozän. Am Endes des westlichen Wanderungszweiges steht der europäische Wisent, während der östliche Wanderungszweig entlang der Küstenwälder des Pazifiks über die damals noch begehbare Beringstraße bis in das heutige Nordamerika einwanderte und in sehr großer Anzahl die dortigen Prärien besiedelte. Eine Unterart ist das Waldbison, das in den großen Wäldern des heutigen Kanadas seinen Lebensraum fand. Auch in Nordamerika verlief die Bestandsentwicklung ähnlich dramatisch gegen Null wie beim Wisent in Europa.

 

Der Lebensraum des Wisents waren trockenere, lichte Misch- und Laubwälder, sowie Waldsteppen des Flachlandes und der angrenzenden Hügelregion. Nahrungspflanzen waren Hart- und Weichholzbaum-arten, aber auch Gräser und krautige Pflanzen.

 

Die Paarung erfolgt im August bis September und nach einer Tragzeit von 9 Monaten werden im Mai bis Juli des folgenden Jahres die Kälber geboren. In der Regel sind es Einzelgeburten, ganz selten Zwillinge. Die führenden Mütter schließen sich zu Gruppen von etwa 20 Muttertieren unter der Führung einer älteren Leitkuh zusammen. In diesen Gruppen können die Kälber besser vor Bären und Wölfen geschützt werden. Bei dem Schutz der Kälber sind die Mütter sehr engagiert. Im Winter vergrößern sich diese Kleingruppen zu Herden von 50-60 Muttertieren. Die Jungtiere sind nach etwa 2 Jahren geschlechtsreif. Die Bullen sind nur im Winter als Kleingruppe unterwegs, mit dem Vegetationsbeginn sind sie wieder als Einzelgänger. Nur zur Paarungszeit stoßen die Bullen zu den Gruppen der Weibchen. Die Lautäußerung der Wisents ähnelt der unserer Milchkühe. Wisents werden in Freiheit etwa 20 Jahre alt.

 

Die Geschichte des europäischen Wisents ist eine einzigartige Dokumentation wie durch Lebensraumzerstörung, durch menschliche Landnutzung, unsachgemäße Jagd bis zur Wilderei, eine Art an den Rand der Ausrottung gebracht wurde. Im 11. Jahrhundert verschwand der Wisent aus England, im 14. Jahrhundert aus Frankreich, und Jahre 1755 wurde der letzte Wisent in Deutschland durch Wilderer erlegt. Der letzte freilebende Vertreter dieser Art wurde am 09.02.1921 im Urwald von Bialowieza (Polen) wiederum durch Wilderer erschossen. Damit war der Wisent in Freiheit ausgerottet.

 

Bereits im Jahre 1923 wurde von engagierten Zoodirektoren und Wissenschaftlern die “Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents“ in Frankfurt gegründet. Die Bestandsaufnahme ergab noch 57 Wisents, die in Zoos und Privatgehegen gehalten wurden. Davon waren allerdings nur ein gutes Dutzend dieser Tier zuchttauglich. Eine sehr enge genetische Basis für eine effektive Arterhaltung. In einem Zuchtprogramm wurde die Anpaarung so organisiert, dass die vorhandene genetische Variation optimal ausgeschöpft werden konnte. Das Programm nahm eine erfolgreiche Entwicklung, und bereits im Jahre 1953 konnte eine kleine Herde im Urwald vom Bialowieza in die Freiheit entlassen werden. 1990 gab es wieder 5 kleine Herden in Polen, einige in Litauen und 19 Herden in Russland, weitere Herden existieren in der Ukraine, mit einer Gesamtstärke von einigen Hundert Tieren. Im April 2013 wurde eine kleine Herde von 8 Tieren einem großen geschlossenen Waldgebiet von ca. 4400 ha im Rothaargebirge ausgewildert. Die anfänglich von der örtlichen Land- und Forstwirtschaft, dem Tourismus und den Verkehrsteilnehmern geäußerten Bedenken konnten entkräftet werden. Alle Tiere sind GPS-besendert, sodass ihr Wanderverhalten jederzeit dokumentiert werden kann. Bisher wurde festgestellt, dass die Tiere menschliche Siedlungen, Verkehrswege und auch den Menschen selbst meiden. Weiterhin hat sich gezeigt, dass die ursprünglichen Befürchtungen nicht eingetroffen sind. Weitere Freisetzungen sind in Deutschland aber auch in Europa in Vorbereitung.

 

Heute gibt es wieder etwa 3500 Wisente in Freigehegen, Tierparks und in Zoos. Entscheidende Voraussetzung für diesen einzigartigen Erfolg bei der Arterhaltung war die engagierte Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und praxisorientierten Zoodirektoren über die nationalen Grenzen hinweg. Eine Erkenntnis‚ die bei europäischen Natur- und Artenschutzprogrammen durchaus häufiger Anwendung finden sollte.

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