Vogel des Jahres 2012 - Die Dohle

RABENVÖGEL – Göttervögel oder Galgenvögel?

Dohle (Bild von Peter Romanov, Moskau)

Rabenvögel faszinieren die Menschen von alters her. So haben sie in der Mythologie fast aller Kulturen der Nordhalbkugel ihren festen Platz. Die Naturreligionen der vorchristlichen Ära standen den Rabenvögeln (vor allem dem größten unter ihnen, dem Kolkraben) mit großer Ehrfurcht gegenüber. So war nach dem Glauben einiger Indianervölker im Nordwesten Amerikas ein Rabe der Schöpfer der Welt.

 

In der nordischen Mythologie waren die Raben Hugin und Munin ständige Begleiter des Hauptgottes Odin (auch: Wotan), der über Götter und Menschen gleichfalls herrschte und sich gelegentlich selbst in einen Raben verwandelt haben soll. Die Germanen ließen ihre Gefallenen auf dem Schlachtfeld unbestattet zurück als Opfer für Wölfe und Raben - die heiligen Tiere Odins.

 

Mit Beginn der Naturwissenschaften in der Antike wurde das Verhältnis zu den Rabenvögeln zunehmend sachlicher, so erkannte man sie z.B. als Schädlinge im Ackerbau. Da sie aber auch Gegenstand der Weissagung waren, traute man sich nicht, die Raben zu verfolgen, sondern versuchte sie durch Fütterung an anderer Stelle von der ausgebrachten Saat fernzuhalten.

 

Sowohl im jüdischen wie im christlichen Glauben sind Raben eher negativ belegt: Sie stehen symbolisch für Sünde und Tod. Nicht zuletzt war es ein Rabe, der Noah erzürnte, weil er nicht wie die „gute“ Taube zur Arche zurückkehrte. Im Mittelalter schließlich fanden sich Raben regelmäßig an Hinrichtungsstätten ein, was sowohl Grauen verbreitete als auch den Begriff „Galgenvögel“ für verachtete Personen hervor brachte.

 

Die Familie der Rabenvögel umfasst außergewöhnlich lernfähige, begabte, kühne und sehr soziale Tiere. Sie gelten als die intelligentesten und anpassungsfähigsten aller Vögel. Obwohl sie zu den Singvögeln zählen, haben die Rabenvögel für das menschliche Ohr eine wenig angenehme Stimme. Der Kolkrabe ist dennoch nicht nur der größte Rabenvogel sondern, biologisch gesehen, auch der größte Singvogel. Die Rabenvögel können ein hohes Alter erreichen. Von Dohlen in der Natur sind beringte Exemplare bis zu 20 Jahren festgestellt worden. Bei Kolkraben in menschlicher Obhut sind bis zu 68 Jahre verbürgt.

 

Erst in den letzten Jahrzehnten wurden die heimischen Rabenvögel unter Naturschutz gestellt. Davor wurden oftmals Fundtiere von Hand aufgezogen, welche nicht nur sehr zutraulich werden konnten sondern häufig auch menschliche Laute nachahmten. Mingolsheims wohl bekanntester Rabe (genau genommen war es eine Rabenkrähe), flog vor einigen Jahrzehnten überall im Ort umher, ließ sich auf den Dachgiebeln nieder und rief sehr häufig und deutlich den Namen des damaligen Besitzers „Dochat Ottooo...“. Fast allen Einwohnern war er vertraut und wurde oft auch mit Leckerbissen gefüttert.

 

Mit der Beliebtheit der Rabenvögel insgesamt ist es jedoch nicht weit her. Ein Grund dafür ist, dass einige ihrer Vertreter, wie etwa die Elstern, bei Gelegenheit die Nester von anderen Singvögeln plündern. Dennoch zeigen verschiedene wissenschaftliche Studien, dass eine ernstlich Gefährdung kleinerer Singvogelarten nicht mit der Zunahme der Rabenvögel zusammenhängt.

 

Die großen Vogelschwärme schwarzer Rabenvögel, welche alljährlich im Winter bei uns angetroffen werden, bestehen hauptsächlich aus Saatkrähen, denen sich oft auch einige Rabenkrähen und Dohlen beigesellen. Die Saatkrähen überwintern in unserer Region lediglich, sie brüten dagegen im Norden und Osten Europas. In Süddeutschland sind nur wenige Brutkolonien bekannt.

 

Unser kleinster heimischer Rabenvogel ist die Dohle, der Vogel des Jahres 2012. Da sie in Deutschland inzwischen zu den seltenen Vogelarten zählt und der Bestand teilweise beträchtlich abgenommen hat, wurde sie in die Rote Liste der gefährdeten Vogelarten aufgenommen.



Termine

24.11.2023, 19:00 Uhr

Versammlung

Vereinsheim, ORNIKA-Halle

09.05.2024, 07:00 Uhr

Vogelkundliche Wanderung

Treffpunkt: Marktplatz Mingolsheim

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Kontakt

Verein der Vogel- u. Naturfreunde

Bad Mingolsheim e.V.

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76669 Bad Schönborn

 

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