Die Blindschleiche - Reptil des Jahres 2017

Bei der Blindschleiche handelt es sich nicht um eine Schlange, sondern um eine Echse bei der sich im Laufe der Evolution die Beine zurückgebildet haben. Ihr Körper ist im Querschnitt kreisrund und etwa 2,5 - 4 cm dick. Erwachsene Tiere erreichen eine Länge bis zu 60 cm. Die Schwanzspitze ist abgerundet und kann wie bei den Eidechsen an einer Sollbruchstelle abgeworfen werden. Die Haut ist glatt, matt glänzend und bleigrau bis kupferbraun gefärbt. Sie wird von vielen kleinen sechseckigen Hautschuppen gebildet, die dachziegelartig übereinanderliegen. Die Körperunterseite ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt.

 

Die Blindschleiche kann ein Lebensalter bis zu 40 Jahren erreichen. Wie bei den Echsen ist der Kopf mit Hornplatten belegt und geht fast ohne Halsabschnitt in den Körper über. Das Maul kann weit geöffnet werden und ist mit gezähnten Hornleisten versehen. Die Nahrung wird als Ganzes verschlungen. Seitlich am Kopf befinden sich die Augen. Die Iris ist bei Jungtieren noch braun gefärbt, und nimmt erst im Alter eine rötlichgelbe Färbung an. Die Blindschleiche häutet sich besonders in der Jugend mehrfach pro Jahr.

 

Die Geschlechtsreife tritt mit dem 3. bis 5. Lebensjahr ein. Ende April endet die Winterruhe und die Paarungszeit beginnt, die bis in den Juni hinein andauern kann. Nach einer Trächtigkeit von 11-14 Wochen gebiert das Weibchen 8-12 Junge. Sie sind bereits fertig entwickelt und verlassen sehr rasch nach der Geburt ihre dünne Eihü1le. Die Jungtiere sind 6-10 cm lang und sehr kontrastreich durch gelbe und braune Längsstreifen gezeichnet, die im Alter verblassen. Als Nahrung dienen den Jungen wie den Alttieren Nacktschnecken, Insekten und deren Larven, sowie Regenwürmer. Feinde der Blindschleiche sind Störche, Reiher, Rabenvögel, Tag- und Nachtgreifvögel, Igel, Marder, Dachs und Fuchs. Besonders Wildschweine verursachen bei überwinternden Exemplaren erhebliche Verluste.

 

Etwa ab Oktober suchen die Blindschleichen frostfreie Winterquartiere auf. Hierfür eignen sich verlassene Baue von Kleinsäugern, Fels- und Erdspalten. Oft überwintern mehrere Tiere verschiedenen Alters gemeinsam.

 

Als Sammelart ist die Blindschleiche von Westeuropa bis an den Ural verbreitet. Sie besiedelt Großbritannien, das südliche Skandinavien und das Baltikum. Wir finden sie nur im nördlichen Bereich der Iberischen Halbinsel. Sie ist verbreitet in Italien, den Balkanstaaten, Griechenland und erreicht über den Norden der Türkei den Kaukasus und das südliche Kaspische Meer. In diesem großen Verbreitungsgebiet werden unterschiedlichste Lebensräume vom Tiefland bis hinauf auf 2000 m ü.NN besiedelt. Hierzu zählen lichte Wälder, Gebüsche, Hecken und Streuobstwiesen. Man findet sie auch häufig in naturnah gestalteten Hausgärten.

 

In Baden-Württemberg besitzt die Art ein weitgehend geschlossenes Verbreitungsgebiet von der Ebene bis in die submontanen Stufen des Schwarzwaldes. Fehlende Nachweise aus Oberschwaben, dem Bauland und den nördlichen Landesteilen werden auf Bearbeitungslücken bei der Bestandsermittlung zurückgeführt. Bei ausreichendem Nahrungsangebot können auf einem Hektar 40-60 Tiere nachgewiesen werden. Die Blindschleiche ist durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt, ihr Bestand ist aber noch nicht gefährdet. Gefahrenquellen für die Art sind die Versiegelung von Flächen, Zerstückelung der Landschaftsstrukturen durch Straßen und Wegebau. Nicht selten wird die Blindschleiche hier ein Opfer des Verkehrs. Bei zu häufigen Pflegemaßnahmen mit Kreiselmäher oder Mulchgeräten an Wegen, Straßen und Böschungen werden oft Reptilien und andere Kleintiere getötet. Sinnvoller ist es daher die Pflegemaßnahmen einmalig in den Wintermonaten zu erledigen. Im Siedlungsbereich wird die Blindschleiche, ähnlich wie Eidechsen, oft leichte Beute von Katzen. Strukturvielfalt in der Landschaft zu erhalten und wo erforderlich zu ergänzen, eröffnet nicht nur der Blindschleiche Wanderkorridore. Totholzstrukturen und Reisighaufen sollten als Winterquartiere für die Blindschleiche dort verbleiben dürfen, wo sie anfallen. Waldlichtungen sind als Sonnenplätze für die Art freizuhalten. Als anpassungsfähige Art nutzt die Blindschleiche geeignete Biotopstrukturen bis in die menschlichen Siedlungen hinein.

 

Auf dem Gebiet von Bad Schönborn ist die beschriebene Vielfalt der Lebensräume auch noch nach dem damaligen Flurbereinigungsverfahren vorhanden, und mit etwas Glück kann man die Blindschleiche bei einem Sonnenbad in der niedrigen Vegetation liegend beobachten. Die beiden Bilder wurden im Frühjahr 2017 in einem Garten in Mingolsheim aufgenommen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des NABU unter diesem Link:

NABU Blindschleiche 2017

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