Lurch des Jahres 2014 - Die Gelbbauchunke

Die Gelbbauchunke ist mit einer Länge von 40 bis 55 mm und einem Körpergewicht von 5 bis 7 Gramm im ausgewachsenen Zustand eine der kleinsten Amphibienarten Europas. Aufgrund der versteckten Lebensweise und ihrer Seltenheit ist sie bei der Bevölkerung weitgehend unbekannt. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom südwestlichen Frankreich durch große Teile Mitteleuropas bis zu den Karpaten und in den Süden des Balkans. In diesem doch recht kleinen Verbreitungsgebiet nutzt die Art Auen- und Bruchwälder, feuchte Laub- und Mischwälder sowie Feuchtwiesen. Überlebenswichtig sind dabei stets mehrere Kleingewässer in direkter Nachbarschaft. Die Unke ist dämmerungs- und nachtaktiv und verbringt den Tag in der niedrigen Vegetation, in Erdhöhlen, unter Steinhaufen oder Baumstümpfen. Als Nahrung dienen Käfer, Raupen und Schnecken.

 

Die Gelbbauchunke besitzt eine dunkelbraune bis lehmgelbe Färbung und auf ihrem Rücken sowie den recht kurzen Beinen kleine warzige Erhebungen. Bei Gefahr kann sie Giftstoffe absondern, die bei ihren Feinden erhebliche Reizungen der Schleimhäute bis Vergiftungserscheinungen hervorrufen können. Die Zehen sind durch Schwimmhäute miteinander verbunden. Charakteristisch für die Art ist die leuchtend gelbe Bauchseite, die durch eine unregelmäßige schiefergraue Marmorierung unterbrochen ist. Bei Gefahr zeigt die Unke ein auffälliges Reflexverhalten. Sie bildet ein Hohlkreuz und präsentiert dem Beutegreifer die gelb gefleckte Unterseite der Arme und Beine („Kahnstellung“), um zu signalisieren: „Achtung ungenießbar“. Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass sie sich gar auf den Rücken wirft, um die Warnfarbe des Bauches zu zeigen. Die abgebildete Unke wurde allein für die Aufnahme wenige Sekunden auf den Rücken gelegt.

Die Art ist nach zwei Jahren geschlechtsreif und erreicht ein Lebensalter von bis zu 19 Jahren. Nach der Überwinterung beginnt die Paarungs- und Laichzeit, welche von April bis August andauert, mit dem Höhepunkt von Mai bis Ende Juni. Hat das Männchen ein geeignetes Laichgewässer gefunden, dann lockt es das Weibchen mit leisen Balzrufen. Geeignete Laichgewässer besitzen eine Tiefe bis zu 50 cm und besonnte Bereiche in der Flachwasserzone. Fischteiche und Altwässer werden wegen des hohen Feinddrucks durch Fische, räuberische Insektenlarven und Käfer gemieden. Die Eier werden in kleinen Klumpen von 10 bis 15 Stück am Grund des flachen Gewässers abgelegt oder an Pflanzenteile geheftet. Der Laichvorgang wird mehrmals für einige Tage unterbrochen und in einem anderen Gewässer manchmal auch mit einem anderen Partner fortgesetzt. Die Gesamtzahl der Eier beträgt etwa 250 bis 300 Stück pro Saison. Die Entwicklung der Larven ist stark temperaturabhängig und dauert 35 bis 65 Tage. Sie ernähren sich von Algen und kleinen organischen Partikeln. Sie sind oberseits graubraun und unterseits silbergrau gefärbt. Die Alttiere haben einen Aktionsradius von 400 bis 700 m zwischen Laichgewässer, Sommerquartier und Überwinterungsort.

 

Früher war die Art noch recht häufig, ihr ursprünglicher Lebensraum waren die Überschwemmungsgebiete der mittleren und großen Flüsse. Aber nach den nun schon zwei Jahrhunderte andauernden Flussregulierungen sind diese Biotope größtenteils verloren gegangen. Die Art nutzt heute Kleingewässer in Steinbrüchen, Kies- und Tongruben, mit Wasser gefüllte Wagenspuren auf Forstwegen. Manche Laichgewässer sind so klein, dass man sie als Pfützen bezeichnen kann. Das aktuelle Verbreitungsgebiet der Gelbbauchunke ist heute stark zergliedert, regional fehlt die Art bereits.

 

Diese Unkenart ist in Deutschland geschützt. Baden-Württemberg liegt im Zentrum des europäischen Verbreitungsgebiets. Die Art siedelt vom Oberrheingraben bis an den Bodensee sowie im Einzugsgebiet des Neckars und seiner Nebenflüsse. Die Gelbbauchunke steigt von der Ebene bis auf 750 m ü. NN, fehlt aber im Hochschwarzwald und auf der Schwäbischen Alb. Bei der Rekultivierung von Abbauflächen sollte die Schaffung und Unterhaltung von Sekundärlebensräumen zur Pflicht gemacht werden. In einer ausgeräumten Landschaft sind Kleingewässer, Überschwemmungstümpel und Gräben als Wanderungskorridore zu erhalten. Eine weitere Gelegenheit ergibt sich bei der Erstellung der amtlichen Gewässerentwicklungspläne zur Sicherung von Biotopen.

 

In Bad Schönborn findet man die Gelbbauchunke noch vereinzelt in den Tümpeln des Berg- und Pfarrwaldes, hier befinden sich einige regelmäßig genutzte Laichgewässer. Weitere Fundorte in der Nähe liegen bei der Tongrube Rettigheim und im Naturschutzgebiet Hochholz-Kapellenbruch zwischen Malsch und Rot.

Termine

24.11.2023, 19:00 Uhr

Versammlung

Vereinsheim, ORNIKA-Halle

09.05.2024, 07:00 Uhr

Vogelkundliche Wanderung

Treffpunkt: Marktplatz Mingolsheim

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Kontakt

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