Lurch des Jahre 2018 - Der Grasfrosch

Grasfroschmännchen (Bild: Axel Kwet / DGHT)

Der Grasfrosch ist unsere häufigste und am weitesten verbreitete heimische Froschart. Wie alle Amphibien ist er zur Fortpflanzung auf intakte Kleingewässer angewiesen. Auf deren Schutz und Förderung möchte die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) mit der Wahl des Grasfrosches zum Lurch des Jahres 2018 aufmerksam machen.

 

Den Grasfrosch findet man in den sommermilden Regionen Mittel- und Nordeuropas bis weit nach Russland hinein. Seine Verbreitung reicht von Westeuropa bis an den Ural. Hier werden zusagende Lebensräume von den Tallagen bis in die Gebirge besiedelt. Die Art fehlt größtenteils in den nördlichen Anrainerstaaten des Mittelmeeres.

 

Der Grasfrosch besitzt eine Körperlänge bis zu 11 cm und ist damit eine relativ große Froschart. Er ist sehr variabel von rotbraun über graubraun bis oliv gefärbt. Hierbei haben die dunkleren Flecken auf Rücken und Beinen eine sehr individuelle Ausprägung. Über den Rücken ziehen sich meist rechts und links jeweils ein schmaler heller Streifen. Seine stets feuchte Haut ist glatt bis leicht körnig. Der Kehlbereich und die Bauchseite sind deutlich heller und ebenfalls mit einer individuellen Fleckung versehen. Der Kopf endet stumpf und das Maul ist groß. Die seitlich liegenden Augen sind froschtypisch erhöht und ermöglichen daher ein größeres Gesichtsfeld. Die waagerechte Pupille ist von einer gelblichen Iris umgeben. Oberhalb des Maules liegen die kleinen Nasenlöcher. Die schräg hinter den Augen liegenden Ohren sind meist von einem dunklen Fleck umgeben. Die beiden Geschlechter sind ausgewachsen etwa gleich groß und wiegen 40-50 g.

 

Als Laichgewässer werden bereits im März Tümpel und Teiche, selten auch langsam fließende Gewässer aufgesucht. Sie sollten eine Mindestwassertiefe von 50 cm aufweisen. Besonnte Bereiche mit Wasserpflanzen vervollständigen die Biotopausstattung. Beide Geschlechter treffen einzeln oder bereits verpaart am Laichgewässer ein. Das Männchen wird dann vom Weibchen huckepack getragen. Im Laichgewässer stoßen die Männchen dumpfe Laute aus, die der Abgrenzung gegenüber Rivalen dienen. Bei der Paarung greift das Männchen das Weibchen dicht hinter den Vorderbeinen. Eiablage und Befruchtung finden zeitgleich statt. Nach der Fortpflanzung verlassen die Elterntiere in der Regel das Laichgewässer und suchen ihre Landlebensräume auf. Ab diesem Zeitpunkt sind die Männchen wieder ruhig und überhaupt fällt diese Art trotz ihrer Häufigkeit weit weniger auf als z.B. Wasserfrösche, da sie sich nur bei Regenwetter oder im Schutze der Dunkelheit aus ihren Verstecken wagt.

 

Der Laichklumpen hat anfangs nur die Größe einer Pflaume und quillt durch Wasseraufnahme innerhalb von 48 Stunden zu der bekannten Größe auf. Ein Laichballen kann aus 500 bis weit über 1000 Eier bestehen. Je nach Wassertemperatur schlüpfen die Larven nach 1-3 Wochen. Die anfänglich schwarz gefärbten Larven sind noch Kiemenatmer. Nach etwa drei Wochen werden die außenliegenden Kiemen zurückgebildet. Die Färbung wechselt dann zu einem graubraun mit zahlreichen feinen hellen und dunklen Punkten auf der Haut. Neben freischwimmenden einzelligen Algen wird auch der Algenaufwuchs auf Wasserpflanzen mit Hilfe der Kauleisten abgeweidet.

Paar des Grasfrosches (Bild: Axel Kwet / DGHT)

 

Die Entwicklung der Larven dauert 7-14 Wochen, je nach Nahrungsangebot und Wassertemperatur. Die Hinterbeine werden gebildet, der Ruderschwanz resorbiert und die Vorderbeine erscheinen. Die jungen Frösche besitzen nun eine Körperlänge von 15-20 mm und verlassen oft zeitgleich und in großer Zahl das Laichgewässer. Während der ersten zwei Lebensjahre legen die Jungfrösche Distanzen zwischen 2-3 Kilometer entlang von Gräben, Hecken und kleinen Fließgewässern zurück. Sie sind die Altersstufe, die für die Ausbreitung der Population neue Lebensräume erobert. Die Nahrung sind Insekten sowie deren Larven, Spinnen und kleine Schnecken.

 

Der Grasfrosch hat viele Feinde. Marder, Dachs, Waschbär, Fuchs, Greifvögel, Eulen, Reiher und bekanntlich auch der Storch stellen ihm nach. Die Laichballen werden oft und in großer Zahl von Enten gefressen. Im Alter von 2-3 Jahren werden die Grasfrösche geschlechtsreif und sind dann etwa 6 cm groß. Das Höchstalter beträgt 7-9 Jahre. Ende September schreitet der Grasfrosch zur Überwinterung entweder am Grund von Kleingewässern oder an Land wie z.B. unter Baumstümpfen, Stein- oder Reisighaufen, Grasbulten oder in frostfreien Erdhöhlen.

 

Amphibienarten nutzen im Jahresverlauf verschiedene Lebensräume: die Laichgewässer, als Sommerquartier Freiflächen mit krautiger Vegetation zum Nahrungserwerb, sowie Orte zur Überwinterung. Um im Jahresverlauf diese zu erreichen, legen die Frösche in der oft Distanzen zwischen 400-1000 m zurück. Wird dieses Lebensraumarrangement durch Verkehrswege durchschnitten, kommt es regelmäßig zu zahlreichen Verkehrsopfern. Vor allem zur Laichzeit, wenn viele Tiere zeitgleich und zielorientiert unterwegs sind. Daher ist es angebracht, betroffene Verkehrswege mit Unterquerungsmöglichkeiten für Amphibien zu versehen. Auch die Bebauung eines Sommerquartiers hat fatale Auswirkungen für die lokale Population. Eine intakte Population des Grasfrosches kann einen Bestandseinbruch wie z.B. nach einem harten Winter oder einem besonders trockenen Frühjahr zwar wieder ausgleichen, aber dafür müssen die Rahmenbedingungen passen und vor allem die Lebensräume intakt sein. Auch die Absenkung des Grundwasserspiegels für eine Baumaßnahme hat einen denkbar negativen Einfluss auf die Wasserführung natürlicher Laichgewässers. Der Besatz eines Laichgewässers mit Fischen wirkt sich auf alle Amphibienarten katastrophal aus, denn es kommen kaum noch Jungtiere zur Entwicklung und im Verlaufe weniger Jahre kann die Population einer Amphibienart völlig zusammenbrechen. Weiterhin sind die Larvenstadien gegenüber der Einschwemmung von Düngemitteln aus der Landwirtschaft sehr empfindlich. Um dies und den Eintrag von Bioziden in Gewässer zu vermeiden sind seit einigen Jahren sogenannte Randstreifen gesetzlich vorgeschrieben, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden dürfen.

 

In Bad Schönborn ist der Grasfrosch zum Glück noch regelmäßig zu beobachten, selbst innerhalb der Ortschaften. Auch in Baden-Württemberg ist der Grasfrosch noch flächendeckend verbreitet, allerdings ist auch hier seit Jahren ein erheblicher Mengenverlust zu beobachten. Feuchtwiesen sollten nicht auf einen Termin großflächig gemäht werden, sondern portionsweise, um den Fröschen ein Abwandern in noch ungemähte Bereiche zu ermöglichen. Trittsteinbiotope und Wanderkorridore sollten erhalten, und wo erforderlich neu angelegt werden. Bekannte Laichgewässer müssen geschützt und gleichzeitig von Fischbesatz freigehalten werden. Die Neuanlage vom Laichgewässern ist zu empfehlen.

 

 

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